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Vereinigung für die Heimatkundeim Landkreis Saarlouis e.V.

Familienforschung mit DNA-Test, ein Selbstversuch

Die Geschichte meiner Familie ist gut erforscht. Ein Cousin aus der Familie meines Vaters hat sich schon vor über 20 Jahren auf die Reise von Standesamt zu Standesamt und Kirchenbuch zu Kirchenbuch begeben und damit wertvolle Grundlagen für meine eigenen Nachforschungen geschaffen.

Meine Familie kommt seit Ewigkeiten überwiegend aus dem Gebiet des südwestlichen Saarlands. Diese Region ist gut durch Ortsfamilienbücher abgedeckt und das macht einiges wesentlich einfacher. Ich habe also in den letzten beiden Jahren viel Zeit im Kreisarchiv und auch im Landesarchiv verbracht, um herauszufinden, wer meine Ahnen waren.

Um aber über das reine Auflisten der Altvorderen hinauszukommen, waren Onlinearchive, besonders die von FamilySearch und Ancestry, von größtem Wert. Man muss dazu sagen, dass FamilySearch zwar kostenlos, Ancestry aber nicht ganz billig ist. Beide Plattformen bieten aber einen sehr guten Gegenwert. Daneben ist Ancestry der Platzhirsch für DNA-basierte Familienforschung und ich bin ein neugieriger Mensch. Sie sehen schon, wo dies hinführen wird.

Es ist nicht so, dass ich Ancestry unkritisch gegenüberstehen würde. Das Unternehmen kontrolliert immerhin einen nicht unbedeutenden Teil des Genealogiemarktes. Das erleichtert die Suche nach Dokumenten ungemein, aber ein Monopol hat auch immer ein Geschmäckle.

AncestryDNA verfügt, nach eigenen Angaben, über mehr als 22 Millionen DNA-Sätze. Das erhöht die Chancen, Verwandte zu finden, ungemein. Es bedeutet aber auch, dass man seine privatesten Daten an ein ausländisches Unternehmen weitergibt, ohne genau zu wissen, was damit geschehen wird. Man teilt die Daten allerdings nicht mit dem Mutterkonzern in den USA, sondern der irischen Dependance und bleibt somit im Rahmen des EU-Rechts und zu den Regeln des EU-Datenschutzes.

Bei allen Bedenken habe ich mich letztendlich dafür entschieden, den Test zu machen. Ich bin ja, wie Sie bereits wissen, ein neugieriger Mensch. Zudem gibt es gerade einen Rabatt. Wer würde da nicht, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, unverzüglich seine Seele verkaufen?

Den Test gibt es in zwei Ausführungen, mit und ohne Bericht über gesundheitliche Veranlagungen. Diese kosten 69€, bzw. 86€, jeweils zzgl. Versandkosten, ich entscheide mich für letztere. Am Schluss bin ich, nach Abzug des Rabatts, um ca. 75€ ärmer.

Heute ist der Test-Kit per Post gekommen und den schauen wir uns einmal näher an. Der äußere Verpackung sollte man keinesfalls wegwerfen, denn die Bedienungsanleitung ist auf die Innenseite gedruckt. Der innere Karton dient gleichzeitig als vorfrankierte Verpackung für den Rückversand. Der Test besteht aus einem Speichelröhrchen und einer Lösung zum Untermischen. Sollten Sie jemals eine Pandemie erlebt haben, wissen Sie sofort, was ich meine. Bevor man aber mit dem Speichelsammeln beginnen kann, muss der Test online aktiviert werden. Dabei kann man sich schrittweise dafür entscheiden, was Ancestry mit den Daten anstellen darf und was nicht.

Morgen werde ich den Test nach Irland schicken. Was ich mir erwarte? Da bin ich nicht so sicher. Was meine Herkunft angeht, habe ich eine ganz gute Vorstellung, aber halt nur für die letzten paar Jahrhunderte – gentechnisch ist das nicht einmal ein Augenblick. Vielleicht eine unerwartete Verwandschaft, das wäre schon spannend. Immerhin habe ich durch konventionelle Nachforschungen bereits einen entfernten Cousin in den USA kennengelernt.

Jetzt gilt es aber erst einmal, einige Wochen zu warten. Und dann schauen wir mal, vielleicht wird es dann ja noch einen zweiten Teil dieses Artikels geben.
Ich bin jedenfalls neugierig, aber das wussten Sie ja schon.

Den zweiten Teil des Artikels finden Sie hier.

18.10.23 Dieter Raber