Logo der VfH SLS

Vereinigung für die Heimatkundeim Landkreis Saarlouis e.V.

Familienforschung mit DNA-Test, die Ergebnisse

Die Ergebnisse meines DNA-Tests sind seit zwei Wochen hier, aber ich habe bisher gezögert, einen Artikel daraus zu machen. Nicht, um meine familiären Geheimnisse zu schützen, sondern einfach, weil es so wenig zu sagen gibt. Die Resultate sind nämlich alles andere als spektakulär.

Die E-Mail von Ancestry klingt noch nach einer spannenden Ankündigung: „Die Ergebnisse deines AncestryDNA-Tests sind da!”, „Das Warten hat ein Ende.”, „Dies ist der Moment, auf den du gewartet hast!”. Irgendwo in der Ferne, so kommt es mir vor, höre ich Fanfaren oder zumindest einen Trommelwirbel.

Die DNA-Webseite ist in große Kacheln unterteilt, jede einzelne ein Tor zu neuen Mysterien. Ein Adventskalender der größten Familiengeheimnisse.

Veranlagungen und Merkmale

Schauen wir doch erst einmal auf meine Veranlagungen und Merkmale, davon wurden 44 ermittelt. Angegeben wird jeweils die Wahrscheinlichkeit, mit der man eine bestimmte Eigenschaft hat, oder eben nicht.

Ich will mal einige herauspicken und bewerten:

  • Braune Augen  ✓
  • Dünnere Gesichtsbehaarung  ✓
  • Niesreflex beim Blick in die Sonne  ✓
  • Hoher Koffeinkonsum  ✓, zumindest wenn man Teein mitrechnet
  • Zeigefinger länger als Ringfinger – das stimmt nicht
  • Hohe Risikobereitschaft – absolut nicht, ich bin die Vorsicht in Person
  • Geringeres Risiko für Haarausfall – ich wollte, es wäre so, aber leider Fehlanzeige

Sie sehen also, manches trifft zu und manches nicht, obgleich die „richtigen“ Resultate klar überwiegen. Aber all diese Merkmale kannte ich auch bereits vor dem Test, und trivial finde ich sie zudem.

Abstammungsmix

Wenn die Sache mit den Merkmalen schon keine neuen Erkenntnisse bringt, wie sieht es dann mit dem Abstammungsmix aus?

Ich stamme demnach zu 78% aus den deutschsprachigen Regionen Europas und zu 10% aus Frankreich, der Rest von den britischen Inseln. Auf der Grafik sieht man, wie sich das auf meine Eltern aufteilt. Leider erfährt man nicht, welcher Teil zum Vater und welcher zur Mutter gehört, vermutlich ist das nicht möglich.

Vernünftig klingt das allemale. Die paar 100 Jahre, die ich von meinem Stammbaum kenne, sind gentechnisch gesehen natürlich nur ein Augenblick, aber passen zu diesen Zahlen.

DNA-Matches

Schauen wir uns zuletzt noch die DNA-Matches an, also die Personen, die laut ihrer DNA mit mir verwandt sind. Diese sind gegliedert nach Verwandschaftsgrad, bei mir ergibt das die Gruppen Erweiterte Verwandschaft mit Verwandten 2.-4. Grades und die Entfernte Familie, im 4.-9. Grad.

Verwandschaftsgrade sind eine eher komplizierte Angelegenheit, aber es gibt dazu einen umfangreichen Artikel in der Wikipedia. Bis zum 5. oder 6. Grad sind sie ja noch recht gut nachvollziehbar, darüberhinaus wird es dann doch sehr beliebig. Zu meiner Entfernten Familie gehören naturgemäß recht viele Leute, und einige davon haben einen gut gemachten Stammbaum mit sinnvollen Belegen. Zu zwei Personen habe ich mittlerweile Kontakt aufgenommen, man wird sehen, inwieweit das meine Forschungen voranbringt.

Wenn man bedenkt, dass es Teil der ursprünglichen Motivation war, neue Verwandtschaften zu entdecken, ist das ein eher mäßiges Ergebnis.

Eine Überraschung bietet der Filter DNA-Matches nach Elternteil, dem ich bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Dort finde ich die Information, dass Elternteil 1 zahlreiche Übereinstimmungen mit Auswanderern namens Becker oder Baker aus Indiana, USA hat. Zufällig sind die Indiana-Bakers ein Zweig der Familie meines Vaters, den ich besonders gut erforscht habe, sodass ich Elternteil 1 und 2 damit ziemlich sicher zuordnen kann.

Weiter lesen

Wenn Sie das Thema DNA interessiert, kann ich Ihnen das Buch „Eine kurze Geschichte von jedem, der jemals gelebt hat” von Adam Rutherford ans Herz legen. Rutherford versteht es sehr gut, ein äußerst komplexes Thema für jedermann verständlich zu machen.

Es gibt bei Mozilla einen Blogeintrag von 2019, der DNA-Tests sehr kritisch sieht. Beachten Sie bei der Lektüre, dass dies die deutsche Übersetzung eines Artikels ist, der für den amerikanischen Markt geschrieben wurde. Sie können den Artikel also nicht 1:1 auf deutsche Verhältnisse übertragen, schon deshalb nicht, weil europäische Daten in Europa bleiben und der DSGVO unterliegen.

Nicht verschweigen möchte ich Ihnen auch eine alarmierende Nachricht, die heute (05. Dez. 2023) im Magazin Der Spiegel erschienen ist. 23andMe, neben Ancestry ebenfalls ein riesiger Anbieter von DNA-Tests, ist Opfer eines Hackerangriffs geworden, dabei wurden die Stammbaumdaten von 6,9 Millionen Menschen erbeutet.

Fazit

Ich bin nicht enttäuscht, aber auch nicht gerade überwältigt. Mir war klar, dass ein Gentest wahrscheinlich keine bahnbrechenden Erkenntnisse über mich und meine Herkunft liefern würde. Aber insgeheim hofft man ja doch immer auf das Unverhoffte, da geht es mir nicht anders als Ihnen.

Was die Sicherheit der Daten angeht, wusste ich, dass ich mich auf dünnes Eis begeben würde. Ich habe mittlerweile meine Testergebnisse bei Ancestry heruntergeladen und werde sie dort löschen. Aber ich würde es wieder tun. Vielleicht nicht ganz vernünftig, aber manchmal gewinnt halt die Neugierde.

05.12.23 Dieter Raber